Verlieren und Wiederfinden
Das war das Thema einer Sonntagspredigt, die ich vor einiger Zeit gehört habe.
Es ging dabei um die Gleichnisse von der verlorenen Drachme, dem verlorenen Schaf und schließlich um das Gleichnis vom verlorenen Sohn.
In allen drei Geschichten wird nach dem Suchen, der Sorge und dem Schmerz über den Verlust von der großen Freude des Wiederfindens erzählt.
Und diese Freude wird mit anderen geteilt, ja es wird sogar ein Fest gefeiert.
Verlieren und wiederfinden - das erleben wir auch immer wieder im eigenen Leben.
Wie gehen wir damit um?
Feiern wir ein Fest und teilen wir unsere Freude über das Wiedergefundene mit anderen - oder ärgern wir uns mehr über unsere "Dusseligkeit".
Begegnen wir dem "verlorenen Sohn", der "verlorenen Tochter", die das "Kapital", das wir ihnen auf ihren Lebensweg mitgegeben haben, verprasst und vergeudet haben, mit Vorwürfen und vielleicht sogar mit Beziehungsabbruch??
Und was ist, wenn nach vielen Verlusten, die wir vielleicht erleiden mussten, die Fähigkeit zur Freude selbst verlorengegangen ist?
Was ist, wenn ich in meiner Lebensmelodie nur noch einen langen klagenden oder traurigen Ton hören kann?
Oder wenn ich sie gar nicht mehr vernehme?
Wie finde ich die Freude wieder?
Die Freude am Leben, die mich auch wieder meine Melodie singen und spielen lässt?
Anselm Grün schreibt in seinem Buch "Die eigene Freude wiederfinden" u. a., dass es hilfreich ist, wenn wir uns daran erinnern, was uns als Kind gut getan hat, was wir als Kind gern getan haben.
Welche Orte haben wir aufgesucht? Welche Menschen haben uns froh gemacht?
Dazu wieder Kontakt aufzunehmen - so weit das möglich ist - kann uns helfen, unsere Freude wiederzufinden.
"In jedem Menschen ist etwas Kostbares, das in keinem anderen ist."
Martin Buber
Für mich ist es vor allem der Kontakt zu uns selbst, zu dem was uns unser Herz sagt, zu den Gefühlen, die oft verschüttet, verleugnet und abgewertet sind.
Und ein Weg dazu ist es, die eigenen Begabungen, die eigene Kreativität (wieder)zu entdecken und sie im Rahmen unserer Möglichkeiten (auch wenn die nur ganz klein sind) ins Leben zu bringen.
Sobald wir das tun, fühlen wir uns wieder mit dem Leben verbunden.
Dann kann auch die Lebenslust und die Freude wieder fließen - und das erfüllt uns mit neuer Kraft.
Aus dem "Teufelskreis" der Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit, in dem unsere Lebensmelodie in einem einzigen Ton gefangen ist, kann eine Spirale werden, die uns langsam aber sicher nach oben trägt und die uns dabei immer wieder mit Lebenslust und Lebenskraft nährt.
Schreiben, malen, tanzen, singen
Kochen, backen, Freude bringen
Forschen, lehren, Kinder erziehen -
Egal was dich freut, du darfst nur nicht fliehen
Vor dem, was grad dir gegeben ist
Weil die Kraft des Lebens dich dann durchfließt
Die Kraft, die ständig Neues erschafft
Mit ihr bist du Teil der göttlichen Kraft.
(S.a. Seite 7, 40, 47)