"Die Herrlichkeit Gottes ist der vollkommen lebendige Mensch"

 

Dieser Satz stammt von Irenäus, einem Kirchenvater und bedeutenden Philosophen und Theologen des 2. Jahrhunderts

 John O`Donohue, ein irischer Dichter und Philosoph, zitiert diesen Satz in einem Kapitel

seines Buches "Landschaft der Seele".

Das Kapitel trägt die Überschrift

"Eine der schwersten Sünden - das ungelebte Leben"

Ein hartes Wort, vor allem für Menschen, die eine konservative christliche Erziehung "genossen" haben,

die gelernt haben, dass sie schlecht und schuldig sind und mit "Höllen"-Strafen rechnen müssen, wenn sie schwer gesündigt haben.

Und dabei steckt eine tiefe Weisheit in dieser Aussage.

Im Begriff "Sünde" steckt absondern. Sie bezeichnet ein Verhalten, das uns trennt. Wovon?

Vom Leben, von Gott, von unserem innersten Sein, von dem, was uns Erfüllung und Frieden gibt.

Und dieser Zustand der Trennung kann "höllisch" weh tun - spätestens dann, wenn wir mit dem Tod konfrontiert sind.

 

Alles, was lebenshemmend, lebensfeindlich ist, trennt von der Schöpferkraft, die in jedem von uns zu Hause ist. Es trennt von der Liebe, es trennt von Gott.

 

In der katholischen Kirche spricht man auch von sog. "Todsünden".

Das ist ein Verhalten, mit dem ich mich wissentlich und willentlich - freiwillig - immer wieder gegen das stelle oder dem verweigere, was ich in meinem Innersten als gut und richtig für mein Leben und das Leben meiner Mitwelt erkenne. Damit töte ich mein Gewissen, meine innere Lebendigkeit - damit sondere ich mich ab von aller Lebendigkeit und diene der Zerstörung. 

 

Was uns lebendig macht, was uns mit dem Ganzen verbindet, drückt John O`Donohue sehr poetisch aus, wenn er schreibt:

"Jede Seele ist anders gestaltet. Jedem Menschen ist ein geheimes Schicksal vorbestimmt. Wenn wir versuchen, das nachzumachen, was andere getan haben, oder uns in eine vorgefertigte Form zwingen, dann verraten wir unsere Individualität. Wir müssen zu unserer Einsamkeit zurückkehren. Wir müssen den Traum wiederfinden, der am Herdfeuer unserer Seele liegt. Wir müssen diesen Traum mit der Verwunderung eines Kindes fühlen, das sich der Schwelle einer Entdeckung nähert. Sobald wir unsere kindliche Natur wiederentdecken, betreten wir eine Welt voll freundlicher Möglichkeiten. Wir werden uns dann weit häufiger als zuvor an diesem Platz finden - an diesem Ort der Ruhe, der Freude und der Feier. Die falschen Bürden fallen von uns ab. Wir finden unseren eigenen Rhythmus wieder. Unsere Erd-Gestalt lernt allmählich, in Schönheit auf dieser herrlichen Erde zu wandeln."

 

 

"Werdet vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist"

Für mich heißt das nicht: Werdet perfekt, sondern werdet ganz. So wie das Leben ganz ist.

Freud und Leid, Lachen und Weinen - ja auch Liebe und Hass wollen/sollen darin wahrgenommen werden.

Alles ist Leben. Leben im Licht - oder Leben im Schatten, in der Unwissenheit, im Mangel an Erkenntnis.

 

Nimm alles wahr was in dir ist 

Es ist deine Wahrheit

Verdränge sie nicht

Schau sie an

Und dann versuche zu wandeln

Was deinem Leben - deiner Lebendigkeit - nicht dient

In deinem tiefsten Wesen wird dir der Weg dazu gezeigt

 

Das ist "Leben in Fülle"    

Das ist vollkommene Lebendigkeit 

 

 

 

 

 

 

zurück  weiter