Vor 2 Jahren habe ich begonnen, einen monatlichen spirituellen "ImPuls" zu schreiben, den ich gedruckt weitergegeben habe. In der Zeit vor Pfingsten ist der folgende "ImPuls" entstanden.

Er war meine Antwort auf den Schock, den die Ölkatastrophe in Amerika bei mir verursacht hat. Da das Wirken des Geistes der Wahrheit und der Liebe - des Heiligen Geistes - in unserer bedrohten Welt immer mehr zur Not-wendigkeit wird, stelle ich diesen ImPuls zum Nachlesen und Nachdenken auf meine Webseite.

 

ImPuls     5/2010

 

"Sende aus deinen Geist

und das Antlitz der Erde wird neu"

 

 

 

Die Welt ist aus den Fugen geraten

 

wir fügen uns nicht mehr ein

in das Gesetz de Natur

in das Gesetz der Wahrheit und der Liebe

 

wir glauben

alles ist verfügbar

 

nein

alles fügt sich

nach einem höheren Plan

 

in der Stille

kann ich davon etwas erahnen 

 

 

 

Sende aus deinen Geist

und das Antlitz der Erde wird neu

 

So lautet der Kehrvers, der im Psalmengebet zu Pfingsten immer wieder gebetet und gesungen wird.

 

Das Antlitz der Erde hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert.

Gier und Ausbeutung haben tiefe Spuren hinterlassen.

Und darüber kann auch nicht das Make-up hinwegtäuschen, das stellenweise dick aufgetragen wurde und wird.

Sie sind nicht mehr zu übertünchen, die Auswirkungen unserer exzessiven Lebensweise, unseres achtlosen Umgangs mit der Schöpfung.

Ganz im Gegenteil – das Make-up lässt das Antlitz sogar noch schneller altern, weil ihm dadurch die Luft zum Atmen, die Luft zum Regenerieren genommen wird.

Mir kommt ganz plötzlich ein Lied in den Sinn, das in der Passionszeit in den Kirchen gesungen wird. Der Text wurde im 17. Jhdt. von Paul Gerhardt verfasst:

 

O Haupt voll Blut und Wunden

Voll Schmerz und voller Hohn

O Haupt zum Spott umwunden

Mit einer Dornenkron

O Haupt sonst schön gekrönet

Mit höchster Ehr und Zier

Jetzt aber frech verhöhnet

Gegrüßet seist du mir.

 

Altmodisch klingende, aber berührende Worte, die das gefolterte Antlitz Jesu beklagen - und für mich auch das gefolterte Antlitz der Erde.

Und wie für das geschundene Antlitz Jesu so gilt auch für das Antlitz der Erde:

Trotz aller Zerstörung gibt es noch so viel "Grüßenswertes", so viel Wunderbares, Staunenswertes, Dankenswertes.

Berge und Täler, Meere und Flüsse, Pflanzen, Tiere und Menschen, die Schönheit und Harmonie ausstrahlen. 

Natur, in der die Seele durchatmen kann, wo Dankbarkeit, Freude und Frieden gedeihen können. 

Hier wird ein Geist spürbar, der heilend und erneuernd ist. 

Hier können wir auftanken, hier wird uns neu Energie geschenkt, die wir weiterschenken, wenn wir loben und danken und achtsam leben. 

Unsere Lebensweise kann so zu einem Gebet für das Leben der Erde werden. 

Zu einem Gebet, das die Erde so dringend braucht. 

 

 

Sende aus deinen Geist

und das Antlitz der Erde wird neu 

 

Wir sind ein Teil der Erde

"Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde."

Der Staat Washington, im Nordwesten der USA, war die Heimat der Duwamish, eines Volkes, das sich - wie alle Indianer - als einen Teil der Natur betrachtete, ihr Respekt und Ehrerbietung erwies und seit Generationen mit ihr in Harmonie lebte.

Im Jahre 1885 machte der 14. Präsident der Vereinigten Staaten, der Demokrat Franklin Pierce, den Duwamish das Angebot, ihr Land weißen Siedlern zu verkaufen; sie selbst sollten in ein Reservat ziehen.

Häuptling Seattle antwortete darauf mit seiner bekannten Rede an den "großen Häuptling der Weißen".

 

...Wenn wir Euch unser Land verkaufen, dürft Ihr nicht vergessen, dass die Luft kostbar ist für den roten Mann. Denn alle Dinge teilen denselben Atem - das Tier, der Baum, der Mensch - sie alle teilen denselben Atem. 

Die Luft teilt ihren Geist mit all dem Leben, das sie enthält. Der Wind gab unseren Vätern den ersten Atem und empfängt ihren letzten. Und der Wind muss auch unseren Kindern den Lebensgeist geben. Und wenn wir Euch unser Land verkaufen, so müsst Ihr es als ein besonderes und geweihtes schätzen, als einen Ort, wo auch der weiße Mann spürt, dass der Wind süß duftet von den Wiesenblumen...

Das Ansinnen, unser Land zu kaufen, werden wir bedenken, und wenn wir uns entschließen anzunehmen, so nur unter einer Bedingung. Der weiße Mann muss die Tiere des Landes behandeln wie seine Brüder...

Was immer den Tieren geschieht, geschieht bald auch den Menschen.

Alle Dinge sind miteinander verbunden.

Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde...

Lehrt Eure Kinder, was wir unsere Kinder lehren:

Die Erde ist unsere Mutter.

Wenn die Menschen auf die Erde spucken, bespeien sie sich selbst. Denn das wissen wir, die Erde gehört nicht den Menschen, der Mensch gehört zur Erde - das wissen wir.

Alles ist miteinander verbunden, wie das Blut, das eine Familie vereint.

Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde.

Der Mensch schuf nicht das Gewebe des Lebens, er ist darin nur eine Faser. Was immer Ihr dem Gewebe antut, das tut Ihr Euch selber an...

Eines wissen wir, was der weiße Mann vielleicht eines Tages erst entdeckt - unser Gott ist derselbe Gott. 

Ihr denkt vielleicht, dass Ihr ihn besitzt - so wie Ihr unser Land zu besitzen trachtet - aber das könnt Ihr nicht.

Er ist der Gott der Menschen - gleichermaßen der Roten und der Weißen. Dieses Land ist ihm wertvoll - und die Erde verletzen heißt, ihren Schöpfer verachten...

Wenn der letzte rote Mann von dieser Erde gewichen ist und sein Gedächtnis nur noch der Schatten einer Wolke über der Prärie, wird immer noch der Geist meiner Väter in diesen Ufern und diesen Wäldern lebendig sein. Denn sie liebten diese Erde, wie das Neugeborene den Herzschlag der Mutter.

Wenn wir Euch unser Land verkaufen, liebt es, so wie wir es liebten, kümmert Euch so, wie wir uns kümmerten, behaltet die Erinnerung an das Land, so wie es ist, wenn Ihr es nehmt.

Und mit all Eurer Stärke, Eurem Geist, Eurem Herzen, erhaltet es für Eure Kinder und liebt es - so wie Gott uns alle liebt.

Denn eines wissen wir - unser Gott ist derselbe Gott. Diese Erde ist ihm heilig. 

Selbst der weiße Mann kann der gemeinsamen Bestimmung nicht entgehen.

Vielleicht sind wir doch - Brüder.

Wir werden sehen.

 

(Zitate aus dem Text zum amerikanischen Dokumentarfilm "Home") 

 

Unserer Erde droht der Kollaps. 

Können wir als einzelne da überhaupt noch etwas tun?

Reinhold Schneider hat einmal gesagt:

Allein den Betern wird es noch gelingen, das Schwert über unseren Häuptern aufzuhalten. 

 

Im Gebet nähren wir die heilsame, die lebensfördernde Seite in unserer Seele und damit in der Seele unserer Erde. 

 

Die zwei Wölfe

Ein Indianerhäuptling erzählt seinem Enkel: "In meiner Brust wohnen zwei Wölfe. Einer davon ist der Wolf der Dunkelheit, der Angst, des Misstrauens, der Verzweiflung und des Neids. 

Der andere ist der Wolf des Lichts, der Liebe, der Lust und der Lebensfreude."

Da fragt der Enkel: "Und welcher wird gewinnen?"

Der alte Indianer antwortet: "Der, den ich füttere."

 

Heiliger Geist

Du Geist der Wahrheit und der Liebe

komm in meine Gedanken

komm in mein Herz

komm in meine Hände

 

Wenn wir immer wieder um den Geist der Wahrheit und der Liebe bitten oder uns im Gebet der Stille für ihn öffnen, dann wird er uns erfüllen, dann werden wir zu be-geisterten Menschen oder - wie es im Neuen Testament heißt - "wiedergeboren aus dem Geist."

Wir werden dann immer öfter aus diesem Geist heraus handeln.

Und das wirkt sich aus auf unsere Umgebung, auf unsere Erde.

Auch wenn es nur ein paar Minuten täglich sind:

Unser Gebet - still oder mit Worten - hilft, das Antlitz der Erde zu erneuern.

 

Wenn wir immer wieder um den Geist der Wahrheit und der Liebe bitten, uns immer wieder für ihn öffnen, dann wird er in uns "Wurzeln schlagen", dann wird er unser Denken, Reden und Handeln erfüllen und segensreich nach außen wirken. Er wird uns zeigen, was wir brauchen, damit unser "inneres Haus" in Ordnung kommt und bleibt. Er heilt unser Inneres und dadurch auch die Welt um uns herum.

Eine "spirituelle" Tagesordnung ist dabei sehr hilfreich. Gewohnheiten, Prägungen, äußere Einflüsse und Ablenkungen bringen uns sonst immer wieder ab von dem, was unserer Seele und damit auch der Seele der Welt guttut.

Es ist eine Art "Kloster im Alltag" mit regelmäßigen Zeiten der Stille, des Gebets, die das Leben vertiefen, bereichern, erneuern - innen wie außen.

 

Sende aus deinen Geist

und das Antlitz der Erde wird neu

 

 

Mahatma Gandhi schreibt in seinem Buch"Der Atem der Seele":

..."Ein Mensch des Gebetes ist im Frieden mit sich und der ganzen Welt; ein Mensch, der ohne Gebet im Herzen an die Dinge der Welt herangeht, ist bedauernswert und wird auch die Welt in einen bedauernswerten Zustand bringen...

Gebet ist das einzige Mittel, um Ordnung, Frieden und Ruhe in unser tägliches Handeln zu bringen...

Mache dir keine Gedanken über die Form deines Gebets. Sie kann beliebig sein, doch sollte sie uns zur Gemeinschaft mit dem Göttlichen führen"...

 

Wir alle tragen dazu bei, das Antlitz der Erde zu erneuern, wenn unsere Lebensweise und unsere Kreativität inspiriert sind vom Geist Gottes, wenn wir bereit sind, auf die Stimme dieses heilenden, heiligen Geistes in uns zu hören und ihr zu folgen.

 

    

 

Zum Schluss eine kleine Geschichte

 

Es war einmal ein kleiner Gedanke.

 

Der war erfüllt von einer großen Sehnsucht, Er wünschte sich so sehr, dass alle Menschen in Frieden und Freude auf der schönen Erde leben könnten. Aber die Wirklichkeit sah da ganz anders aus. Das machte ihn sehr traurig. Er setzte sich in eine Ecke und weinte.

Er weinte so herzzerreißend und so laut, dass seine Geschwister ihn hörten und herbeiliefen.

Sie nahmen ihn in den Arm und versuchten ihn zu trösten. Aber nichts konnte seine Tränen zum Versiegen bringen. Da beratschlagten sie, wie sie ihm helfen könnten. Plötzlich hatten sie eine Idee:

Wir säen lauter kleine Gedankensamen in die Köpfe der Menschen – Samen, aus denen Blumen der Liebe, der Versöhnung, der Freude, der Hilfsbereitschaft, der Ehrlichkeit und der Achtsamkeit wachsen können. -

Eine mühsame Arbeit – es waren ja so viele Köpfe, in die sie ihre Samen aussäen mussten. Aber sie hatten keine Wahl. Der kleine Sehnsuchtsgedanke war durch nichts anderes zu trösten. Und so fingen sie einfach an – zu säen und zu säen und zu säen...

 

Und auch wenn es oft lange dauert, bis der Samen zur Blume wird und wir es vielleicht selbst nicht mehr erleben – die Saat ist ausgesät.      

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