achtsam-sein


was war das ist schon vergangen

was sein wird ist noch nicht da

willst du den inneren Frieden erlangen

dann sei dir in diesem Augenblick nah

nimm ihn wahr nimm ihn ernst diesen Augenblick

und versöhn dich mit dem was du siehst

denn mit Achtsamkeit wandelst du dein Geschick

und erkennst alles so wie es ist

du wirst nicht geblendet von äußerem Schein

der dich narrt und den Frieden dir nimmt

du erkennst nichts was ist ist für sich allein

und die Liebe zu dir und zum andern beginnt




Der Fluss in der Wüste

(Aus "Warum der Schäfer jedes Wetter liebt" von Anthony de Mello)


Ein in der Wüste verirrter Reisender war verzweifelt, weil er glaubte, er würde nie mehr Wasser finden. Er quälte sich von einem Hügel zum anderen in der Hoffnung, von oben irgendwo eine Quelle zu entdecken. Nach allen Richtungen hielt er Ausschau, ohne Erfolg. 

Als er weitertaumelte, verhakte sich sein Fuß in einem trockenen Strauch, und er fiel hin. Dort blieb er liegen, ohne Energie, sich wieder zu erheben oder den Willen, weiter zu kämpfen und ohne Hoffnung, diese Tortur zu überleben.

Als er dort lag, hilflos und niedergeschlagen, wurde ihm plötzlich die Stille der Wüste bewusst. Überall herrschte eine majestätische Ruhe, die von keinem Laut gestört wurde. Plötzlich hob er den Kopf. Er hatte etwas gehört. Ein so schwaches Geräusch, dass nur das schärfste Ohr in der tiefsten Stille es wahrnehmen konnte: das Geräusch fließenden Wassers.

Ermutigt von der Hoffnung, die dieser Laut in ihm auslöste, erhob er sich und hielt sich auf den Beinen, bis er zu einem Bach voll frischen kühlen Wassers kam.



Das Sakrament des Augenblicks

(Pater Willigis Jäger)


"...Das Leben liegt im Augenblick. Gott ist nur in diesem Augenblick zu erfahren.

"Du meinst, du wirst Gott sehen und sein Licht, o Narr, du siehst ihn nie, siehst du ihn heute nicht." Angelus Silesius

Gott ist im Gehen, Stehen, Putzen, Kochen, Lesen, Musik hören usw.

Wenn man das sagt, klingt es sehr fromm oder sogar geschmacklos. Wenn man aber sagt:

Das Leben liegt im Gehen, Stehen, Putzen, Kochen, Lesen, Musik hören usw., dann ist es annehmbar.

Worin aber sollte der Unterschied zwischen Gott und Leben bestehen?...

Es ist letztlich die heilende Kraft Gottes oder die heilende Kraft des Lebens, die im Augenblick wirkt...

Im Grunde tun wir auf unserem spirituellen Weg nichts Besonderes, wir versuchen in den Augenblick zu kommen und eins zu werden mit dem, was wir gerade ausführen. Dort aber ist uns Gott am nächsten...

Satori (Erleuchtung) ist im Augenblick. Es ist nicht ein von der Welt abgehobener Zustand, sondern die Erfahrung der Welt in diesem Augenblick."