"Komm, du grauer Tag, ich will aus dir ein Kunstwerk machen"

 

Dieser humorvolle Morgenspruch, den ich von einer Ordensschwester gehört habe, ist mir eingefallen, als ich heute morgen aufwachte und wieder mal, wie so oft in diesem "Sommer" auf einen grauen, wolkenverhangenen Himmel blickte. 

Aus dem, was das Leben - Gott - uns gibt, etwas Schönes/Gutes zu gestalten - darin liegt für mich der Sinn und die Aufgabe unseres Lebens. 

Das Leben schenkt uns viel - Luft, Wasser, Nahrung, das Wunderwerk unseres Körpers, schöne Landschaften, Tiere, Pflanzen, Menschen, die uns erfreuen... - und auch Herausforderungen, an denen wir uns weiterentwickeln, an denen wir reifen.

Etwas aus dem zu machen, was wir geschenkt bekommen - aus den Schätzen der Erde und aus unseren Begabungen - das ist unser Mitwirken an der Schöpfung, das ist Ausdruck der schöpferischen Kraft, die uns Menschen zu etwas Besonderem in der Natur macht. 

Wofür nutzen wir diese einmalige Gabe, des Menschen?

Um Freude, Wärme, Licht, Liebe und Frieden in unsere Welt zu bringen?

Oder erschaffen wir eher Kälte, Dunkelheit, Unfrieden?

Jeder neue Tag, der uns gegeben ist, stellt uns vor die Wahl.

Natürlich - manche Menschen tun sich leichter damit, etwas Gutes zu erschaffen - sie scheinen reicher beschenkt zu sein vom Leben. 

Und ich glaube, dass diese Menschen dann auch die Aufgabe haben, etwas von sich abzugeben, um andere zu ermutigen, aufzubauen, zu unterstützen, bis die wieder ihre schöpferische Kraft (die in jedem ist) entdecken und entfalten.

Es geht ja nicht darum, etwas Besonderes, etwas Großes zu schaffen, nicht um Quantität, sondern um die Qualität. Wird der Tag heller durch mein Handeln, werden meine Beziehungen liebevoller...?

Das ist es, was wir - jeder auf seine ganz individuelle Art - beitragen können auf dem Weg der Evolution vom Tierreich, aus dem wir kommen, hin zum "Reich Gottes".

Darum bitten wir, wenn wir beten: Dein Reich komme, Dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden.

Allein fühlen wir uns dabei manchmal überfordert. Vieles hält uns gefangen in unserem Käfig, dessen Tür ja vielleicht nur angelehnt ist und die wir deshalb jederzeit öffnen könnten -

oder für die wir zumindest den Schlüssel besitzen und finden können, wenn wir in unserem Herzen suchen.

 

Mit anderen darüber sprechen

sich gegenseitig ermutigen

sich miteinander auf die Suche nach der Lebensfreude machen -

aber auch im Gebet das innere Gefängnis zur Sprache bringen

und dann auf die Stimme des Herzens hören -

das sind Wege, wieder zu einem schöpferischen Dasein zu kommen,

einem Dasein, das Sinn macht.

 

Das ist Leben in Fülle.

 

 

(s.a. Lebens-Aufgabe S. 100)

 

Vielleicht sind es am Anfang nur ganz kleine schöpferische Momente, die uns möglich sind - 

aber sie werden größer werden, werden wachsen, wenn wir uns jeden Tag neu darauf besinnen.

 

 

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