Vor kurzem musste ich ein paar Tage im Krankenhaus verbringen. In der Krankenhauskapelle habe ich vergeblich nach einer Lektüre gesucht, die mich angesprochen hätte. Natürlich - es lagen dort die katholischen und evangelischen Kirchengesang- und Gebetbücher aus - Bücher, in denen man viele schöne und bereichernde Gedanken und Gebete findet. Mir stand aber der Sinn nach etwas anderem - einem kleinen Heftchen oder auch nur einem Blatt mit einem schönen Gedanken, einem Impuls - nach etwas, das kurz und bündig Nahrung für meine Seele sein konnte. Da ich in meinem Leben schon viele Andachten und dazu Faltblätter mit den wichtigsten Gedanken vorbereitet und gestaltet hatte, kam mir die Idee, ein Blatt mit einem geistlichen Impuls zusammenzustellen, das in der Klinikseelsorge und auch in der Altenheimseelsorge Verwendung finden könnte. 

 

Beten - noch zeitgemäß?

 

(Den schmalen Bildstreifen mit den aufblühenden

Krokussen kann ich hier leider nicht abbilden)

 

Haben Sie als Kind beten gelernt?

Und wenn ja - können Sie damit jetzt noch

etwas anfangen?

Ich muss gestehen, dass ich die Gebete meiner

Kindheit bald "aufgegeben" habe. Erst sehr viel

später - als ich in schwierigen Lebensphasen

mich wieder ans Beten erinnert habe und als ich

eine für mich stimmige Form gefunden hatte,

haben sich mir sogar die Kindergebete neu

erschlossen. Ich konnte jetzt einen tieferen

Sinn darin finden.

 

Eine ganz individuelle Gebetsform für das

eigene Leben zu finden, kann sehr hilfreich,

bereichernd, tröstend sein - man muss sich nur

mal Zeit dafür nehmen und es ausprobieren.

 

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Zeit zum Gebet

(von Addie Dodds, aus dem Engl. von Ursula Joerges)

 

Eines Morgens stand ich auf recht früh

Und nahm den Tag geradewegs im Flug

Ich hatte so unendlich viel zu tun

Zum Gebet war da nicht Zeit genug

Probleme purzelten daher gleich haufenweise

Schwieriger wurden sie von Mal zu Mal

Warum hilft Gott mir nicht? trieb es mich um

Er hielt mir entgegen: Du fragst nicht drum

Ich wollte nur Schönheit erleben und Freude

Doch der Tag zog verhangen sich hin und grau

Ich fragte verwundert, warum Gott mir den Weg

nicht zeigte

Du hast nicht gesucht, sagte er, schau

Ich suchte mich in seine Gegenwart zu drängen

Ich drehte alle verfügbaren Schlüssel im Schloss

Gott aber ließ freundlich und lieb mich trotzdem

hängen

Mein Kind, du hast nicht angeklopft

 

Heute morgen wachte ich auf recht früh

Und hielt jetzt inne bevor ich den Tag anfing

Ich hatte so unendlich viel zu tun

Ich musste die Gebetszeit finden zu Beginn

 

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Danken ist eine besonders schöne Form des Betens

Danken bedeutet, daran denken, dass vieles im Leben

Geschenk ist.

Die Natur, Liebe und Freundschaft, unsere Begabungen

und Fähigkeiten, mit denen wir immer wieder zu 

Mitschöpfern des Lebens werden können.

Eine Bekannte hat mir einmal erzählt, dass sie mit ihrer

schwerkranken Schwester jeden Abend drei Dinge oder

Situationen gesucht hat, für die sie gerade an diesem

Tag - trotz allem Schweren - dankbar sein konnte. Sie

mussten oft lange suchen. Aber sie haben doch immer

etwas gefunden. Und das hat sie froh gemacht.

 

Danke für mein Leben

Danke für alles was mir gegeben

Für den Körper den Geist mein ganzes Sein

Für die Menschen die Blumen für alles Gedeihn

Danke für all die Wunder der Erde

Für die Erkenntnis des Stirb und Werde

Geborgen gehalten im großen Sein

Verbunden mit allem auch wenn ich allein

Durchströmt und belebt von göttlicher Kraft

Die durch mich und mit mir die Welt erschafft.

 

Immer wenn wir danke sagen

Spüren wir wir sind vom Leben getragen.

 

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Wenn wir krank sind, wenn wir uns einsam und traurig

fühlen, wenn wir uns zu keinem Gebet "aufraffen"

können, dann könnte es vielleicht helfen, in Gedanken

immer wieder den Satz zu wiederholen:

Heiliger Geist, Du Geist der Wahrheit und der Liebe,

bete Du in mir.

Ich wünsche Ihnen segensreiche "Gebets"-Erfahrungen.

 

 

Irischer Segenswunsch

 

Nicht, dass keine Wolke des Leidens über dich

komme

Nicht, dass du niemals Reuetränen vergießen mögest

Nicht, dass du niemals Schmerz fühlen solltest

Nein, das alles wünsche ich dir nicht

Denn Tränen reinigen das Herz, Leid adelt die Seele

Mein Wunsch für dich ist: Dass du in deinem Herzen

Immer die leuchtende Erinnerung

An jeden reichen Tag deines Lebens bewahrst

Dass jede Gabe, die Gott dir geschenkt hat

Wachse mit den Jahren

Und dass sie dazu diene, die Herzen derer

Die du liebst mit Freude zu erfüllen

Dass du in jeder Stunde einen Freund hast

Dem du vertrauend die Hand reichen kannst-

Und dass du in Gottes Nähe bleibst

 

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